Abschied (PG-13)
Written by Dunderklumpen29 July 2008 | 1649 words
Titel: “Abschied”
Autor: Dunderklumpen
Fandom: Lord of the Rings
Pairing: Faramir/Haldir
Genre: AU, Romanze, ein Hauch von Slash
Rating: PG-13 (allein für die Tatsache, dass eine Beziehung zwischen zwei Männern erwähnt wird)
Word Count: 1.528 Wörter.
Zusammenfassung: Faramir nimmt ein letztes Mal Abschied von seinem Geliebten.
Als ich las, dass bei den Elben die Brautmutter dem Bräutigam nach der Vermählung ein Schmuckstück, oft einen Ring, der am Zeigefinger getragen wird, gibt (wie zum Beispiel der Ring Elessar, den Aragorn von Galadriel erhielt) fiel mir dieser Oneshot ein. Übersetzungen der verwendeten Sindarin-Begriffe befinden sich am Ende der Seite. Ein lieber Dank an meine Beta Jussybaby, die sich durch meine Fehler gekämpft und sie verbessert hat.
“Abschied”
Er betrachtete den Ring. Man sah sofort, dass er ein Stück Elbenkunst war — geschmiedet von kundigen Fingern, verziert mit kleinsten Details. Das silberne Band bestand aus verschiedenen Strängen, die sich voneinander lösten und wieder vereinten um sich grazil um seinen Finger zu legen. Den Abschluss bildete ein schlichter, roter Stein. Er symbolisierte die Liebe, die sie füreinander empfanden, das Licht, das sie sich gegenseitig schenkten. Der Stein lag in einer Fassung, die ein Unerfahrener nicht als das erkannte, was es tatsächlich war: Das Wappen von Haldir von Lórien. Es war ein Ring, der jedem Elb deutlich machte, dass sie zusammengehörten, dass sie Liebhaber waren, Partner, verschmolzen in Körper und Seele. Die Leute von Gondor hielten es für simplen, wenn auch sehr hübschen Schmuck. Und nur Boromir wusste um die wahre Bedeutung des Ringes, den Faramir nicht mehr abgelegt hatte seitdem er ihn besaß.
Mithrandir, Elessar und Legolas hatten verstanden, als sie ihn gesehen hatten, aber da war es bereits zu spät. Da lag sein Geliebter bereits unter der Erde, seine Seele entschwunden in die Hallen von Mandos. Während alle sich freuten, dass Sauron besiegt und das Dunkel vertrieben worden war, reihte Faramir sich ein in die lange Reihe derjenigen, die jemanden verloren hatten. Unendlich viele Söhne, Väter, Brüder und Geliebte waren nicht mehr vom Schlachtfeld nach Hause zurück gekehrt und auch, wenn er wusste, dass sie alle für eine gerechte Sache gestorben waren, linderte dies nicht den Schmerz oder die Leere, die er fühlte. Als Haldir bei der Schlacht um Helms Klamm starb, spürte er es. Plötzliche Panik erfasste ihn, als die Präsenz, die er immer in seinem Innern wahrnahm, plötzlich schwächer wurde und verschwand. Zurück blieb eine unendliche Trauer und unsagbare Leere, die über ihm zusammenschlug wie eine Welle. Für wenige Sekunden hatte er das Gefühl, zu ertrinken, bis die Erkenntnis einsetzte. Nach Luft schnappend riss er die Augen auf und verstand, was dies bedeutete: Haldir war tot.
Die Schlacht vor Saurons Toren erlebte er in den Häusern der Heilung. Der Gedanke quälte ihn, dass er nichts tun konnte, um zu helfen, dass er nicht dabei war, als sich das Schicksal von Mittelerde erfüllte. Zugleich wusste er, dass er in seinem geschwächten Zustand eher eine Bürde als eine Hilfe im Kampf wäre und deshalb Minas Tirith in diesem Moment der richtige Platz für ihn war. Es war ein Ort, um zu trauern. Er trauerte um einen Bruder, den er von Herzen geliebt hatte und der, von dem Ring in Versuchung geführt, sein Leben schließlich für seine Überzeugung geopfert hatte. Er trauerte um seinen Vater, mit dem ihn ein Leben lang schwierige, aber starke Bande zusammengehalten hatten. Ihre Beziehung war kompliziert, bestimmt von enttäuschten Erwartungen, unerfüllten Hoffnungen und verzweifelter Liebe. Vor allem aber trauerte er um Haldir, den Mann, den er neben Boromir am meisten geliebt hatte.
Sie waren sich in Ithilien begegnet. Keiner hatte damit gerechnet, aber das Schicksal schien sie zusammenzuführen, als sie ineinander die fehlende Hälfte ihrer selbst erkannten. Ihre gemeinsame Zeit war zu kurz. Flüchtige Momente und dahineilende Tage, aber diese so voll von Liebe, wie sie nur wenige ihr ganzes Leben lang erfahren. Haldir und er waren glücklich gewesen, doch die Umstände gönnten ihnen keine Zeit.
Faramir seufzte und zog den Ring vom Finger. Haldir hatte ihn ihm gegeben als er ihm seine Liebe schwor. Er bedeutete Faramir viel, aber er wusste auch, dass er ein Familienschatz war, über Jahrtausende hinweg an die nächste Generation weitergereicht. Sein Herz hing an diesem Symbol ihrer Liebe, doch im Innern wusste er genau, was er zu tun hatte. Während er durch den Wald lief, bemerkte er mehr, als dass er sah, dass ihn fremde Augen beobachteten. Es waren die Wächter Lóriens, die, als er die Grenze überschritt, aus den Baumwipfeln glitten. Zwei hochgewachsene Elben in der graugrünen Kleidung der Sindar-Elben standen vor ihm und verwehrten ihm den Einlass. Faramir hatte damit gerechnet. Obwohl er den Goldenen Wald noch nie gesehen hatte, erinnerte er sich an die Erzählungen Haldirs, daran, dass Fremde das Land nur mit verbundenen Augen betreten durften. Menschen kamen sehr selten dorthin und wurden noch seltener eingelassen.
“Mein Name ist Faramir von Gondor.”, sagte er mit fester, klarer Stimme. “Ich bin hier, um Rúmil und Orophan von Lórien eine Nachricht zu überbringen.”
Die Elben sahen ihn misstrauisch an und Faramir erkannte die Skepsis in ihren Blicken. Unaufgefordert streckte er die Hand aus und öffnete sie. Dort lag der Ring, den er die letzten Meter fest umschlossen gehalten hatte und der rote Stein funkelte in der Sonne. Die Wächter sahen den elbischen Schmuck und schienen das Wappen erkannt zu haben.
“Keinem Fremden ist es erlaubt, den Weg nach Lórien zu erblicken, Faramir von Gondor. Und doch werden wir Euch zu Rúmil und Orophin bringen, denn ihr habt bedeutende Nachrichten. Ihr werdet eine Augenbinde tragen, während wir euch zu ihren Fleten führen.”
Faramir nickte zustimmend. Er wusste nicht, ob die Elben Lóriens von ihm wussten, ob sie von dem Menschen gehört hatten, den Haldir liebte, doch wenn, dann ließen diese beiden es sich nicht anmerken. Haldir war niemand gewesen, der seine Gefühle sichtbar für jedermann zur Schau trug. Er war diskret mit Privatem, aber konnte diese Liebe ebenso wenig vor seinen Brüdern verheimlichen, wie Faramir es vor Boromir gekonnt hatte. Sie kannten sie zu gut und entdeckten die Anzeichen in ihren Gesichtern, in ihren Augen und in ihren Seelen.
Während er an Bilder aus glücklicheren Tagen dachte, lief er geführt von Elbenhänden einen ebenen Weg entlang, um nach kurzer Zeit zu stoppen. Die Binde wurde ihm abgenommen und geblendet von dem hellen Tageslicht blinzelte er und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete blieb ihm das Herz stehen. Obwohl er genau wusste, dass es unmöglich war, dachte er für den winzigen Bruchteil einer Sekunde, dass Haldir vor ihm stünde. Doch genauso schnell, wie der Gedanke gekommen war, verschwand er wieder, als er einen zweiten Elb erblickte, der genauso wie der erste, Haldir unbeschreiblich ähnlich sah. Sie waren etwas schmaler, ihre Haare länger, aber die Augen, die ihn aus freundlichen Gesichtern ansahen, waren die Augen ihres Bruders und es schnitt ihm ins Herz, sie voller Leben glitzern zu sehen.
Er räusperte sich und öffnete den Mund, um sich vorzustellen, aber der rechte Elb hob abwehrend die Hand.
“Du bist Faramir.”, stellte er fest und dieser nickte. Der zweite der Brüder trat einen Schritt auf ihn zu und Faramir schluckte hart, bevor er erwiderte:
“Ich bin gekommen, um Euch eine traurige Nachricht zu überbringen.” Die beiden Elben kamen noch näher und eine schlanke Hand legte sich auf seinen Arm.
“Als Haldir starb, wussten wir es. Wir spürten, wie sein Geist erlosch.”
Sie sahen sich an und Tränen schimmerten in allen drei Augenpaaren.
“Ich hätte mit Freude mein Leben für ihn gegeben.”, flüsterte Faramir und seine Stimme war schwer von Emotionen.
“Es ist schrecklich, dass wir uns aus diesem traurigen Grunde das erste Mal sehen, tôr1“, fuhr nun Rúmil fort, “aber so sehr wir auch um Haldir trauern, sind wir froh, endlich den Mann kennenzulernen, den er liebte, wie keinen zuvor.”
“Auch ich habe ihn geliebt, wie ich es nicht beschreiben kann.”, erwiderte Faramir immer noch leise. “Ich vermisse ihn jeden Tag aufs Neue.”
Die Brüder verstanden und eine zweite Hand senkte sich auf seine Schulter.
“Du bist immer willkommen hier, Faramir. Unser Bruder hat dich geliebt und du hast ihn die kurze Zeit, die euch gegeben war, glücklicher gemacht, als wir ihn jemals gesehen haben. Dafür danken wir dir von Herzen.”
Faramir war gerührt. Es war ihm schwer gefallen, doch er war hierher gekommen, weil er persönlich die Botschaft von Haldirs Tod überbringen wollte. Und es blieb noch eine weitere Aufgabe zu tun. Schwerfällig hob er die Hand und öffnete die Faust, in der sich noch immer der silberne Ring befand.
Die Brüder erkannten sofort, was er ihnen darbot, doch keiner von ihnen griff danach. “Dies ist rechtmäßig euer.”, sagte Faramir. “Ich weiß, dass der Ring seit Jahrtausenden in eurer Familie von Generation zu Generation weitergereicht wird und es wäre falsch, wenn ich ihn behalten würde.”
Orophin und Rúmil tauschten vielsagende Blicke, bevor sich der jüngere der Beiden ein Herz fasste und genau das sagte, was auch sein Bruder dachte.
“Dieser Ring ist seit Jahrtausenden ein Kleinod unserer Familie. Er symbolisiert Liebe und Verbundenheit, zwei Seelen, die für immer miteinander vereint sind. Und obwohl du ein Mensch bist, Faramir, wird deine Seele auf ewig ein Teil Haldirs bleiben. Er hat dir den Ring als ein Zeichen dafür gegeben, dass ihr eins seid und dies bleibt auch so im Tod.”
“Aber…”, widersprach Faramir.
“Aber”, fiel ihm nun Orophin ins Wort, “du bist ein Teil dieser Familie, Faramir”, Damit nahm er ihm den Ring ab und schob ihn ihm erneut auf den Finger, “und deshalb ist der Ring genau dort, wo er sein soll.”
Es war eine Geste, die ihn überraschte und sein Herz mit Dankbarkeit erfüllte.
“Komm mit uns, tôr”, hörte er Rúmils Stimme, “erweise uns die Ehre, unser Gast zu sein und mit uns gemeinsam an unseren Bruder zu erinnern.”
Es war keine schwierige Entscheidung, als Faramir den Brüdern in die Baumwipfel folgte, denn auf seltsame Weise hatte er das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
1 “tôr” = Bruder
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— Ria Tuesday 19 August 2008, 3:07 #